Wetterauer FDP zu Gast auf dem Römerhof König in Ober-Mörlen
Eine Delegation der hessischen FDP unter dem hessischen Landtagsvizepräsidenten der FDP Dr. h.c. Jörg-Uwe Hahn, des Bundestagsabgeordneten der FDP Peter Heidt, der Liberalen Landtagsabgeordneten Wiebke Knell sowie den Mitgliedern des Kreisvorstandes Andrea Rahn-Farr, Wolfgang Patzak, Sylvia Patzak, Jochen Ruths und Christopher Hachenberg kamen zu einem politischen Austausch auf dem Landwirtschaftlichen Hof der Familie König am Rande von Ober-Mörlen zusammen. Der Hof wird von Markus und Jürgen König gemeinsam bewirtschaftet. Zudem war der ortsansässige Landwirt Jochen Wagner anwesend.
Jürgen König ging in seinen einführenden Worten auf die gegenwärtige Lage der Landwirte ein. Die Branche fühlt sich hinsichtlich ihrer Interessen in der Politik schlecht vertreten. Insbesondere die Landwirtschaftspolitik der zuständigen hessischen Ministerin Priska Hinz von den Grünen führe zu bürokratischen Mehraufwendungen. „Wir sind gefühlt immer die schlechten Menschen, egal was wir machen. Vor allem beim Thema Einsatz von Düngemitteln sehen wir uns immer schärferen Anforderungen ausgesetzt“, so König.
König führte aus, dass er auf Grünflächen nur sehr selten Pflanzenschutzmittel einsetzt. Ein pauschales Verbot von chemischen Mitteln wäre der falsche Weg, so König. Jedoch sei hochwertiges und eiweißreiches Gras die Basis für die bedarfsgerechte Fütterung seiner Milchkühe. Die Milch wird an die Hochwald Molkerei in Hungen geliefert. „Ziel ist eine Versorgung der Konsumenten mit guten Lebensmitteln.
Bemängelt wurde die Gesetzeslage, wonach keine Möglichkeit besteht Einzelpflanzen in Naturschutzgebieten durch die zunehmende Anzahl an Giftpflanzen in rationeller und chemischer Behandlung zu bekämpfen. „Ein Nichtstun gefährdet das Tierwohl und forciert das Tiersterben, die bisherigen Bekämpfungsmaßnahmen reichen dazu nicht aus“, so König.
Bei der Gewinnung von Nachwuchskräften für die Landwirtschaft sieht er Probleme. Leider fehle es bei der Organisation der Berufsschulen an Personal sowie an einer praxisnahen Ausrichtung. Zudem mangelt es ihm in der Öffentlichkeit an Wertschätzung für den Beruf des Landwirtes.
Andrea Rahn-Farr, nicht nur FDP-Kreistagsabgeordnete, sondern auch Vorsitzende des Regionalverbandes Wetterau-Frankfurt, erinnerte daran, dass die FDP-Kreistagsfraktion im März 2023 einen Antrag zum EU-Regulierungsvorhaben „SUR“ (Sustainable Use Regulation) in den Kreistag eingebracht hat. „Das Regulierungsvorhaben ist ein Verordnungsentwurf der EU-Kommission zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (PSM). Leider geht es darin gar nicht um die nachhaltige Verwendung – das wäre ja ein Konsens mit den Landwirten. Der EU-Kommission geht es in ihrer Vorlage jedoch um ein Totalverbot von Pflanzenschutzmitteln in sog. sensiblen Gebieten. Dazu würde fast der komplette Wetteraukreis zählen, weil darunter z. B. auch Landschaftsschutzgebiete sowie Vogelschutzgebiete fallen würden, die aber vor vielen Jahren für das Rastvogelmanagement geschaffen wurden. Die Landwirte sollten dort weiter ordnungsgemäß wirtschaften können. Dieses Versprechen würde nun gebrochen, und das ist keine verlässliche und auch keine zielführende Politik!“, so Andrea Rahn-Farr.
Die heimische FDP forderte den Kreisausschuss auf, eine Analyse der Betroffenheit des Wetteraukreises durch den vorliegenden Entwurf der SUR durchzuführen und dem Kreistag vorzulegen. Dabei sollten die Vertreter der regionalen Landwirtschaft, der Agrarverwaltung sowie der wissenschaftlichen Institutionen miteinbezogen werden. Ferner fordert die FDP die Unterstützung des Landrats und der Kreispolitik, damit der vorliegende Entwurf der SUR keine Gesetzeskraft erlangt. Es werden Nachbesserungen bei der vorgelegten Gebietskulisse und beim Verbot jeglicher Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in diesen Gebieten angemahnt.
Wiebke Knell, Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion für den ländlichen Raum, teilte aus Wiesbaden mit, die gegenwärtige Landesregierung lege den heimischen Landwirten immer wieder „Steine in den Weg“. Dies zeigte sich erst vor kurzem wieder bei einer Debatte um den Umgang mit dem Wolf. „Die CDU vergisst in dieser Koalition leider immer mehr ihre eigentliche Landwirtschaftspolitik und orientiert sich an der grünen Ideologie, die mit Fachlichkeit nichts zu tun hat.“
Peter Heidt erlebt die Politik der Grünen auf Bundesebene. „Leider setzt die Partei gerne auf Verbotspolitik statt auf Innovation und Vertrauen.“
Andrea Rahn-Farr, Verbandsvorsitzende des Regionalbauernverbands Wetterau-Frankfurt, bewirtschaftet selbst einen landwirtschaftlichen Familienbetrieb mit Milchkühen, Jungtieraufzucht, Äckern und Wiesen und erlebt in der Praxis die grüne Agrarpolitik hautnah mit. „Die Arbeit der Landwirte wird durch Frau Hinz und Herrn Özdemir enorm erschwert und entfremdet sich immer mehr von der Praxis. Politische Vorgaben müssen umsetzbar sein und dürfen die Ernährungssicherheit nicht gefährden.“
Die Wetterauer FDP wünscht sich von der Bundes-FDP, dass diese einen praxisorientierten Blick aus Sicht der Landwirte auf die Agrarpolitik des Grünen Ministers Cem Özdemir in der Bundesregierung hat. Projekte wie die Düngeverordnung, wo eine verursacherbezogene Bewertung der Gewässerbelastung nicht weiter verfolgt wird oder die gekürzten Zuschüsse des Bundes bei der Unfallversicherung der Landwirte empfinden die Betroffenen Bauern als Hohn.
Dr. Hahn, zugleich auch Vorsitzender der FDP-Kreistagsfraktion, resümierte, dass die Landwirte unter der Politik der gegenwärtigen Schwarz-Grünen Landesregierung leiden. „Es muss endlich wieder Politik für die Landwirte gemacht werden und diese miteinbezogen werden. Ansonsten droht die Gefahr, dass wir diese sehr wichtige Berufsgruppe, die für unsere gesundes Ernährung zuständig ist, verlieren.“
Foto v. l. n. r.: Wolfgang Patzak, Wiebke Knell, Jochen Ruths, Andre Rahn-Farr, Dr. h.c. Jörg-Uwe Hahn, Sohn von Markus König, Peter Heidt, Markus König, Jochen Wagner, Jürgen König.