Wertvoller Ackerboden ist ein kostbares Gut

Achim Güssgen-Ackva (FDP): „Wertvoller Ackerboden ist ein kostbares Gut!“

Appell für einen verantwortlichen Umgang mit landwirtschaftlichen Flächen

Friedberger FDP zu Gast beim Regionalbauernverband

„Wir brauchen eine deutliche Verbesserung beim Umgang mit wertvollen Ackerböden in der Wetterau. Das Gut Boden ist genauso schutzbedürftig wie etwa der Wald. Daher muß der Gesetzgeber hier deutlich nachbessern“, stellte Achim Güssgen-Ackva, Fraktionsvorsitzender der FDP in der Stadtverordnetenversammlung nach einem Gespräch der Friedberger Liberalen mit Vertretern des Regionalbauernverbandes Wetterau-Frankfurt Main fest. Die Vorsitzende des Verbandes, Andrea Rahn-Farr, hatte die Gäste der FDP gemeinsam mit Geschäftsführer Florian Dangel ausführlich über aktuelle Fragen und Themen, die die Landwirte in der Wetterau derzeit bewegen, informiert.

Sehr schnell war man auf das hochaktuelle Thema des verschwenderischen Umgangs mit gerade in der Wetterau sehr hochwertigen landwirtschaftlichen Flächen gekommen. „Wenn Städte und Gemeinden sich auch künftig nur nach außen entwickeln, dann darf man sich nicht wundern, wenn die Produktion hochwertiger Lebensmittel aufgrund des damit verbundenen Landverbrauchs grundlegend leidet“ lautete der Appell von Andrea Rahn-Farr, Vorsitzende des Regionalbauernverbandes Wetterau an die Gäste der Friedberger FDP, die sich am Sitz des Verbandes über aktuelle Themen der Landwirtschaft, vor allem aber das Thema Landverbrauch informierten. Angesichts der Fakten wurde den liberalen Gästen deutlich gemacht, dass das wertvolle Gut Ackerland nicht endlos zum Verbrauch steht. „Wenn täglich bundesweit 67 Hektar Ackerland für Baumaßnahmen verbraucht werden, dann betrifft das ganz handfest auch uns in der Wetterau“, so die Vorsitzende der Bauern der Region. Das Thema ist hier auch nicht erst seit der geplanten Ansiedlung eines Großlagers der Firma REWE brisant, sondern bewegt die Bauern seit vielen Jahren.“

Bei den liberalen Gästen stieß dieser Appell auf offene Ohren. „Wir haben seinerzeit aufgrund des fortschreitenden Landverbrauchs in der Stadtverordnetenversammlung gegen eine Erweiterung des Baugebiets am Steinernen Kreuz gestimmt“, so Achim Güssgen-Ackva. „Damit haben wir uns keineswegs gegen die Entwicklung von Wohnraum in Friedberg gestellt. Wir sollten uns aber darauf besinnen, dass es in Friedberg selbst, aber auch in den Stadtteilen zahlreiche ungenutzte Flächen gibt, die entwickelt werden sollten, bevor man auch nur an den Verbrauch von Ackerland denkt. „Wir brauchen eine stärkere Hinwendung zur Innenentwicklung der Städte, bevor wertvolles Ackerland zerstört wird“, unterstützte die Stadtverordnete Silvia Elm-Gelsebach diese Auffassung.

Nachdrücklich unterstützen die Friedberger Liberalen die Forderung des Bauernverbandes nach einem Schutzgesetz für den landwirtschaftlich genutzten Boden. „Wir müssen den Wald und den Ackerboden gleichermaßen schützen und hierfür gesetzliche Maßnahmen anregen. Bei Baumaßnahmen, die in den Waldbestand eingreifen, müssen vollumfängliche Ausgleichsmaßnahmen stattfinden, das ist bei landwirtschaftlich genutzten Boden nicht der Fall“, so Silvia Elm-Gelsebach. Hier müsse ein radikaler Bewusstseinswandel einsetzen, auch und gerade im Regionalverband Rhein-Main. Man dürfe nicht immer den einfachen Weg beschreiten und den Landwirten immer mehr Flächen nehmen. „Gerade in der Wetterau mit der exzellenten Bodenqualität gibt es einen sehr starken Druck zur Ausweisung von Bauland, der im Ballungsraum gegeben sei. Friedberg habe bei der Entwicklung der ehemaligen Housing Area sehr gut gearbeitet. „Wir würden uns wünschen, dass es bei der Kaserne ebenfalls deutlich schneller ginge“, so die liberale Stadtverordnete. Hier wären auf lange Zeit hinaus genügend Flächen vorhanden, die eine schrittweise Entwicklung der Stadt Friedberg ermöglichten, ohne daß Ackerland angegriffen werden müsse. „Fast jede Kommune hat Potential bei der Ausweisung von Baugebieten, ohne weitere landwirtschaftlich genutzte Böden zu zerstören. Erst müssen diese Möglichkeiten ausgeschöpft werden, bevor wertvolles Ackerland verbraucht wird.“

Die FDP fordert daher ein Kataster der ungenutzten und bebauungsfähigen Flächen für Friedberg und hat einen entsprechenden Antrag für die Stadtverordnetenversammlung vorbereitet. „Damit ist auch nicht gemeint, daß jeder Garten zugebaut werden muß. Die Entscheidung für das Baugebiet Hollerfeldchen war falsch und hat ein schönes Gartengebiet, das der Naherholung zugute kam, preisgegeben. Wir müssen uns um Flächen kümmern, die brach liegen, die bereits versiegelt sind und nicht genutzt werden. Das braucht gelegentlich auch Initiative und vor allem gute Architekten, die sich in diese Aufgabenstellungen hineinknien. Aber das sollte niemanden abschrecken“, so Dr. Jochen Meier.

Forderungen des Bauernverbandes:

Nach Auffassung der Vorsitzenden der Wetterauer Landwirte sollten Entscheidungen über die Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen nicht allein durch Gremien wie den Regionalverband Rhein-Main erfolgen. Dort sitzen vor allem Bürgermeister und Stadträte und haben immer nur die kurzfristigen Vorteile der eigenen Gemeinde im Blick und unterstützen sich gegenseitig. Der Blick für das Gemeinwohl, nämlich eine regionale und hochwertige Nahrungsproduktion auf exzellenten Böden und die Bewahrung einer Kulturlandschaft geht dabei rasch verloren. Hier müssen Personen eingebunden werden, die einen unabhängigen Sachverstand mitbringen.“ Dies befördere eine Entwicklung, bei der ein immer größerer Siedlungsdruck aus den Städten heraus in die Umgebung entstehe und bei der die Dörfer weiter verödeten. Das erfordert nach Auffassung des Bauernverbandes eine Vielzahl von Maßnahmen, angefangen bei einem Schutzgesetz für den Boden bis zur grundsätzlichen Diskussion darüber, wie es gelingen kann, Leben und Arbeiten im ländlichen Raum stärker miteinander zu vereinbaren, als dies bislang der Fall ist.

 

Das anliegende Foto zeigt von rechts nach links:

Wolfgang Patzak, Andrea Rahn-Farr, Florian Dangel, Siegfried Köppl, Dr. Jochen Meier, Silvia Elm-Gelsebach, Helge Müller, Achim Güssgen-Ackva