Smartphones in der Schule produktiv einsetzen

FDP gegen generelle Entscheidungen von Wiesbaden aus
Die Liberalen in Bad Vilbel haben sich ausführlich mit dem Thema „Smartphones in der Schule“ auseinandergesetzt. Zur Einführung stellte der Vorsitzende des FDP Landesfachausschusses Schule und Weiterbildung Elvis Neß neue technische Angebote des hessischen Schulportals vor. Der in Bad Vilbel lebende Gymnasiallehrer machte deutlich, dass durch vielfältige Module wertvolle Hilfe geleistet werden kann. Das klassische Klassenbuch kann durch eine Onlineversion ersetzt werden. „Dort können wir Lehrer die jeweiligen Unterrichtsinhalte notieren, Hausaufgaben eintragen und erteilte Noten hinterlegen. So können sich Schülerinnen und Schüler sowie Eltern stets auf dem aktuellen Stand halten. Vor allem bei Fehlen wegen Krankheit ist das hilfreich, um Anschluss halten zu können. Wir Lehrer können zugleich durch die automatisierte Statistik der Abwesenheitszeiten früher Hinweise erhalten, wenn sich zum Beispiel Tendenzen zum Schule schwänzen anbahnen.“
„Für die gezielte Vorbereitung zum Abitur lassen sich Tafelbilder, Mitschriften sowie die gesamten Unterlagen der Oberstufe in geschützten Bereichen zum Download bereit stellen. Zettelwirtschaft und Kreidezeit können längst der Vergangenheit angehören.“ so Elvis Neß. Leider haben sich noch zu wenige Kolleginnen und Kollegen für diese Möglichkeiten erwärmen können. Es fehle häufig schlichtweg die Zeit, um sich die neuen Tools nebenbei zum Unterrichtsalltag zu erarbeiten.
Die schulpolitische Sprecherin der FDP Kreistagsfraktion Julia Raab ergänzte, die bei Kindern beliebte Antwort nach der Schule, alles sei ok, gelte jetzt nicht mehr. „Ein Blick in das Schulportal, und die Eltern wissen Bescheid!“
Für Schülerinnen und Schüler stellen Onlineangebote der Schulen eine Schnittstelle zu ihrem ohnehin digitalisierten Leben dar. Eine undifferenzierte Entscheidung hin zum Smartphone als Ersatz zum Lernen mit Buch und Heft sei sehr unklug, so die beiden FDP Experten. „Nutzung digitaler Medien in der Schule hängt sowohl vom Alter der Schüler als auch vom Unterrichtsinhalt ab. In der Grundschule gibt es keinen Sinn. Kinder im Grundschulalter verfügen noch nicht über den Grad an Selbstkontrolle, dass sie das Lieblingsspielzeug in Ruhe lassen, wenn es im Ranzen ist. Ja man muss sogar zwischen den 11 und den 15 jährigen unterscheiden,“ so Julia Raab auch aus ihrer persönlichen Erfahrung als Mutter.
Smartphones und Tablets können als Arbeitsmittel eingesetzt werden, deshalb müsse der Schulträger wie der Wetteraukreis eine angemessene Anzahl von schulischen Endgeräten zur Verfügung stellen. „In zahlreichen Schulen gilt das Prinzip „bring your own device“. Damit wird aber die Verantwortlichkeit für ein Mitarbeiten im Unterricht vom Schulträger in die Familien verlagert,“ so der Oberstudienrat weiter.
Smartphones bieten im privaten Bereich willkommene Nebeneffekte: Bei Erkrankungen wie Diabetes und Herzbeschwerden sei die persönliche App des Schülers für das Medikamentenmanagement unverzichtbar und macht damit eine Beschulung im Sinne der Inklusion deutlich einfacher, hob die FDP Kreistagsabgeordnete Raab hervor.
Vom Handy Verbot als Erziehungsmaßnahme halten beide Experten nichts, denn es schließt Kinder aus ihrer sozialen Bezugsgruppe aus und bringt eventuell mehr Schaden als erwartet mit sich, wenn die Heranwachsenden in ihrer Not ihre Zugangsdaten an Freunde herausgeben. Der Schein, weiterhin online mitreden zu können, wird oft später bereut, wenn die digitale Identität gestohlen wurde.
Abschließend wurde unter Leitung des FDP Parteivorsitzenden Dr. h.c. Jörg-Uwe Hahn die Frage diskutiert, ob das persönliche Handy als digitale Nabelschnur gerade bei den Grundschulkindern geeignet sei. „Wir haben sogar bei einwöchigen Klassenfahrten die Erfahrung gemacht, ohne Handy geht es für die Schüler sehr gut, dann haben sie viel mehr Zeit in der Gruppe. Und besorgte Eltern müssen darauf vertrauen, dass bei Besonderheiten wir Lehrer uns schnell melden,“ fasst Neß seine praktischen Erfahrungen zusammen.
„Schulen haben offensichtlich längst Regelungen für die Nutzung von Smartphones gefunden, die funktionieren. Eine Regelung aus Wiesbaden benötigen sie nicht dafür“, schließt Jörg-Uwe Hahn die Veranstaltung.
Bild: V.l.n.r. Jörg-Uwe Hahn, Julia Raab und Elvis Neß