Pragmatische Lösung für Mitgliedsbetriebe
Die Wetterauer Freidemokraten haben den in Friedberg ansässigen Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) besucht.
FDP-Landtagsabgeordneter Dr. h. c. Jörg-Uwe Hahn informierte sich gemeinsam mit FDP-Kreisvorsitzendem Jens Jacobi und dem liberalen Friedberger Stadtrat Sigfried Köppl über die neuesten Entwicklungen in der Automobilbranche. Seitens des ZKF nahmen Präsident Peter Börner und Hauptgeschäftsführer Thomas Aukamm am Gespräch teil.
„Bei der Fertigung und Wartung von Automobilen sind drei Handwerksberufe beteiligt“, erklärte Börner. Neben den KFZ-Mechatronikern einerseits und den Lackierern andererseits zählen dazu die Karosserie- und Fahrzeugbauer, welche der ZKF deutschlandweit mit rund dreieinhalbtausend Mitgliedsbetrieben repräsentiert. „Die berufliche Dreiteilung hat eine lange Historie, erweist sich aufgrund der zunehmenden Fahrzeugkomplexität aber auch heute immer wieder neu als sinnvoll“, so der Präsident weiter. In den Aufgabenbereich der
Karosserie- und Fahrzeugbau-Fachbetriebe falle nicht nur der Umbau von Fahrzeugen und Anhängern, sondern insbesondere die individuelle Reparatur von Unfallschäden. Letzteres Feld sei in den letzten Jahren von einem Kräftemessen zwischen den Karosserie-Reparaturbetrieben und großen Versicherungskonzernen geprägt gewesen, berichtete Aukamm.
Zahlreiche Reparaturbetriebe hätten in der Vergangenheit Verträge mit Kfz-Versicherern abgeschlossen, weil sie sich als deren Partnerwerkstätten stabile Auftragszahlen erhofft hatten. „Tatsächlich sind die Margen eingebrochen, weil die leistungspflichtigen Versicherer die nach Gutachten notwendigen Instandsetzungen immer öfter anzweifeln. Die Karosseriebetriebe bleiben dabei auf den Kosten sitzen“, berichtet der Hauptgeschäftsführer. Die Situation sei mit der Lage der deutschen Milchbauern vergleichbar, welche ihre Erzeugnisse zu günstig an Discounter verkauft hätten. Laut den ZKF-Vertretern werde die Öffentlichkeit zunehmend auch auf die Problematik der Handwerker aufmerksam. Zudem habe man unter dem Namen „Eurogarant“ einen Service ins Leben gerufen, der die Ansprüche der Mitgliedsbetriebe im Schadensmanagement effektiv durchsetze und mittlerweile auch bei den Kfz-Versicherern anerkannt sei.
FDP-Politiker Hahn lobte Börner und Aukamm für diesen pragmatischen Schritt: „Wir Liberale sehen es nicht als die Aufgabe der Politik an, die Interessen einzelner Branchen am Markt gegeneinander durchzusetzen, solange sich alle an die Spielregeln halten. Dass die Verantwortlichen selbst die klügsten Lösungen entwickeln können, zeigt die Initiative des ZKF.“ Der Ex-Justizminister stellte zudem die besondere Bedeutung des Handwerks für die deutsche Wirtschaft heraus.
Die Fahrzeugtechnik-Experten berichteten darüber hinaus vom sich in der Branche ankündigenden Trend, die einzelnen Funktionen privater PKWs als On-Demand-Leistungen zu gestalten. „Große Automobilhersteller ziehen in Erwägung, beispielsweise eine Sitzheizung standardmäßig in jedem Modell zu verbauen und für die Kunden per Knopfdruck für 24 Stunden zu- und abbestellbar anzubieten“, erläuterte Börner. Dadurch ließen sich die Herstellungsabläufe vereinfachen, während die Besitzer benötigte Ausstattungsmerkmale spontan hinzubuchen könnten. Mit dem Standort Friedberg sei man laut Aussage Börners sehr zufrieden, auch wenn es an Übernachtungsunterkünften für die Besucher größerer Kongresse im ZKF-Haus mangele. „Als Standort eines Bundesverbands konkurriert Friedberg mit Berlin und Bonn“, merkte FDP-Stadtrat Köppl mit einem Augenzwinkern an.