Physiotherapeuten den Rücken stärken
Physiotherapeuten den Rücken stärken: FDP Wetterau im Austausch mit Physiotherapeuten
Der Wetterauer FDP-Bundestagsabgeordnete Peter Heidt war zusammen mit der Altenstädter FDP-Fraktionsvorsitzenden Natascha Baumann zu Gast in der Physiopraxis Michaela Exner in Altenstadt. Die Vorsitzende des Deutschen Verbandes für Physiotherapie, Landesverband Hessen, Yvonne Massuger, und Praxisinhaberin Michaela Exner sprachen mit den Liberalen über die Entwicklung und die Probleme des Berufsstandes.
„Die Corona-Pandemie war für uns Physiotherapeuten eine große Belastung. Im März 2020 fehlte es an Hygieneartikeln, beispielsweise an medizinischen Mund-Nasen-Masken. Hierbei bekamen wir durch die Kreise keine Unterstützung. Auf unsere Hilfeersuchen antworteten manche Kreise gar nicht, so auch der Wetteraukreis, andere konnten uns keine Hygieneartikel aufgrund der Knappheit zur Verfügung stellen“, stellte Massuger fest. Im ersten Lockdown habe man zunächst gar nicht mehr behandeln dürfen, später nur Patienten mit ausgestellter Arzt-Verordnung.
Michaela Exner wies zudem auf den sich zuspitzenden Fachkräftemangel in der Physiotherapie hin. „Die Gründe sind vielfältig. Die Physiotherapie wird in Deutschland durch die Krankenkassen zu schlecht vergütet. Wer derzeit wirtschaftlich arbeiten will, muss im 15-Minuten-Takt die Patienten behandeln. Das ist zum einen stressig für die Therapeuten, zum anderen absolut unbefriedigend für die Patienten. Daraus resultiert, dass auch die Bezahlung der angestellten Physiotherapeuten sehr schlecht ist“, stellte Exner fest. Auf diesen Druck und Rücksichtslosigkeiten der Krankenkassen habe Exner reagiert und ihre Praxis so wie viele weiteren Kollegen in eine Privatpraxis umgewandelt. Kassenpatienten behandele sie aus diesen Gründen nur noch als Selbstzahler.
Massuger ergänzte, dass der durchschnittliche Verdienst eines Physiotherapeuten in Deutschland derzeit bei rund 31.000 Euro pro Jahr liege, in ambulanten Praxen zum Teil noch weniger. In anderen Berufen im Gesundheitssektor liege der Durschnittsverdienst aber deutlich höher, wie beispielsweise bei der Fachkrankenpflege (48.000 Euro p.a.). „Wir Physiotherapeuten benötigen endlich bessere Arbeitsbedingungen“, stellte die Vorsitzende des Verbandes klar.
Zudem benötige der Beruf dringend eine Modernisierungsoffensive. „Die Berufsgesetze für die Physiotherapie sind aus dem Jahr 1994 und völlig aus der Zeit gefallen. Wir benötigen eine Reform und Akademisierung der Ausbildung. Eine vollständige hochschulische Ausbildung steigert die Attraktivität des Therapieberufes, wirkt damit dem Fachkräftemangel entgegen und leistet außerdem einen wesentlichen Beitrag zur Sicherstellung der Patientenversorgung“, erklärte Massuger.
„Physiotherapeuten leisten tagtäglich eine wichtige Arbeit im Gesundheitssektor und helfen Patienten beispielsweise, die Beweglichkeit wiederherzustellen, sie zu verbessern und sie langfristig zu erhalten. Die Signale der Physiotherapeuten hinsichtlich des Fachkräftemangels sind alarmierend. Die Politik muss in enger Zusammenarbeit mit den Verbänden den Fachkräftemangel endlich stoppen. Dies ist der großen Koalition im Bund bisher keinesfalls gelungen. Wir können es uns nicht leisten, wenn eines Tages die Physiotherapie-Versorgung, insbesondere im ländlichen Raum, aufgrund fehlender Fachkräfte zusammenbricht“, erklärte Peter Heidt bei dem Austausch. Selbstverständlich sei ein Baustein hierbei auch, eine faire Bezahlung der Arbeitskräfte in diesem Sektor künftig endlich sicherzustellen.
Auch für Baumann ist klar, dass die Physiotherapie endlich wieder mehr Wertschätzung und Würdigung erfahren müsse. „Das muss sich auch in einer gerechteren Bezahlung äußern. Dies macht den Beruf für neue Fachkräfte attraktiver. Die Politik muss den Physiotherapeuten den Rücken stärken“, so Baumann abschließend.