KOMPASS-Initiative für Bad Vilbel

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „FDP vor Ort“ haben sich die Bad Vilbeler Liberalen diese Woche mit dem Thema innere Sicherheit auseinandergesetzt. Mittelpunkt des Austauschs war die polizeiliche Sicherheitsinitiative „KOMPASS“, kurz für „Kommunalprogramm Sicherheitssiegel“. Geladen war dazu ein Expertenteam von drei Referenten, die das Programm aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten: Nach einem inhaltlich grundlegenden Vortrag der neuen Wetterauer Polizeidirektionsleiterin Anja Fuchs legte der Vilbeler Polizeistationschef Holger Götzmann den Fokus auf das Potential der neuen Sicherheitsinitiative für die Quellenstadt. Tiefere Einblicke in das theoretische Fundament der Verbrechensprävention gewährte abschließend Dominik Erb, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kriminologie der Justus-Liebig-Universität Gießen. Die mehr als 20 erschienenen Gäste begrüßte der heimische FDP-Kreis- und Landtagsabgeordnete Dr. h.c. Jörg-Uwe Hahn, der auch eine im Anschluss interessiert geführte Diskussion moderierte.

„Nach den Fachvorträgen ist für uns Freie Demokraten in Bad Vilbel noch klarer, dass auch unsere Stadt eine KOMPASS-Kommune werden kann und muss“, resümierte Hahn die Veranstaltung. „Das Wohlbefinden der Bürger hängt im größten Maße von der Sicherheit im öffentlichen und privaten Raum ab. Innovativ ist die Sicherheitsinitiative deshalb, weil sie die praxiserfahrene Polizei mit stadtkundigen Bürgern und forschenden Wissenschaftlern zusammenführt“, so der FDP-Stadtfraktionschef weiter. Die in Bad Vilbel mitregierende FDP werde nun die politischen Weichen für einen nach dem Hessentag geplanten Programmbeginn stellen.

Mit kriminalstatistischen Zahlen untermauert belegte Kriminaldirektorin Fuchs, dass die Wetterau insgesamt eine hohe objektive Sicherheit aufweise. Im vergangenen Jahr habe es im Kreisgebiet 11.098 Straftaten gegeben, mit 1261 Vorfällen ereigne sich rund jedes zehnte Verbrechen davon in Bad Vilbel. „Nicht nur im Bundesvergleich, sondern auch innerhalb Hessens zählt der Landkreis damit zu den sicheren Gegenden“, ordnete Fuchs ein. In den letzten Jahren seien die Fallzahlen langsam gesunken, auch bei den Einzeldelikten der Wohnungseinbrüche und Diebstahle. Dennoch gebe es in manchen Kommunen ein schwächeres subjektives Sicherheitsgefühl als diese Zahlen vermuten ließen. „Um diese Angsträume zu identifizieren und aufzulösen, hat die hessische Polizei die bundesweit einmalige KOMPASS-Initiative ergriffen. Hierbei kooperieren einzelne kommunale Institutionen mit der Polizei, um die subjektive und objektive Sicherheit zu erhöhen“, erläuterte Fuchs. Das genau Vorgehen konkretisierte Polizeistationschef Götzmann, der im vergangenen Jahr als erste KOMPASS-Berater mit der hessischen Polizei Pionierarbeit leistete: „Die vier Säulen des Programms sind erstens eine repräsentative Online-Bürgerbefragung, zweitens Vor-Ort-Befragungen im persönlichen Gespräch, drittens eine tiefergehende objektive Kriminalitätserhebung und viertens gemeinsame Sicherheitskonferenzen von kommunalen Interessengruppen wie Vereinen.“ In seinem Vortrag zum kriminologischen Forschungsstand im Bereich der kommunalen Kriminalprävention zeigte Erb auf, dass ein Rückschluss vom subjektiven Sicherheitsgefühl der Bürger auf die objektive, tatsächlich vorhandene Kriminalität nicht ohne weiteres möglich sei.

Allerdings sei Kriminalitätsfurcht dennoch ernst zu nehmen, da diejenigen Anzeichen, die Kriminalitätsfurcht erzeugen, Vorboten der Entstehung tatsächlicher Kriminalität und sie begünstigender Strukturen sein könnten. Daher seien die Schilderungen der Bürger ernst zu nehmen, insbesondere wenn es sich dabei um wiederkehrende Erfahrungsmuster handele, so der Kriminologe und Jurist weiter.