Impfung: Einbindung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte
Corona-Impfung: Hahn fordert schnellere Einbindung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte
„Jeder Hausarzt kennt seine Patienten am besten“
Der Wetterauer FDP-Landtagsvizepräsident Dr. h.c. Jörg-Uwe Hahn hat einen offenen Brief des Bezirks Wetterau im Hausärzteverband Hessen bezüglich des starteten Pilotprojekts des Landes Hessen mit 50 Praxen zum Impfstart in den Hausarztpraxen zum Anlass genommen, um mit einem Schreiben an den zuständigen Innenminister Peter Beuth (CDU) und den Sozialminister Kai Klose (Grüne) um Übermittlung deren Auffassung zu den Ausführungen der Wetterauer Hausärzte in dieser Angelegenheit zu bitten.
„Im Beschränken von Freiheitsrechten und Verlängern von Lockdown-Maßnahmen ist Hessen sehr schnell – bei Corona-Impfungen leider nicht“, stellt Hahn fest und fordert vom Land einen schnellen Ausbau der Impfkapazitäten unter Berücksichtigung auch hausärztlicher Expertise. „Hausärzte müssen flächendeckend und bürokratiearm so bald wie möglich eingesetzt werden, Das zeigen positive Beispiele aus anderen Ländern. Sie sind erfahren im Impfen, kennen den Gesundheitszustand ihrer Patientinnen und Patienten bestens und haben die Bereitschaft zum Mitwirken am Impfprozess schon vor vielen Wochen signalisiert“, macht der FDP-Politiker deutlich.
In dem offenen Brief des Bezirksverbandes Wetterau heißt es, dass die Voraussetzungen zur Teilnahme an dem Modellversuch zu unrealistisch und bürokratisch seien. Es habe den Anschein, dass bei der Gestaltung dieses Pilotprojektes nicht wirklich fachkundiger Rat von der allgemeinmedizinischen Basis hinzugezogen worden sei. Die Autoren des offenen Briefes kritisieren, dass es wohl so sein werde, dass die teilnehmenden Praxen Patienten impfen sollen, die sie nicht kennen. Zudem sei eine Vereinfachung des Aufklärungsverfahrens dringend geboten.
Die praktizierenden heimischen Hausärzte haben diesbezüglich einen Gegenvorschlag zu dem Pilotprojekt des Landes gemacht: In der Wetterau sei in der zweiten Märzwoche ein Modellversuch etabliert worden, der erfolgreich angelaufen, aber leider wegen der Problematik des Impfstoffs Astrazeneca vorübergehend zum Stillstand gekommen sei. Das Gesundheitsamt schließe hier Verträge mit allen niedergelassenen Praxen. Letztere würden sich dann als mobile Impfteams definieren und nach Lieferung des Impfstoffes mit der Impfung der von Ihnen priorisierten Patienten beginnen. Dies gelte insbesondere für die Patienten, die pflegebedürftig seien und zu Hause gepflegt würden. Diese Patienten seien mit der bisherigen Vorgehensweise nicht ausreichend erfasst worden.
Für Hausarztpraxen sei es unproblematisch, die Patienten im häuslichen Umfeld aufzusuchen und zu impfen, wenn der bürokratische Ablauf der Impfungen sich verbessere. Wenn sich niedergelassene Ärzte beteiligen sollen, so müssten laut den Wetterauer Hausärzten entweder die Gesundheitsämter mit einer entsprechenden Software oder die Kassenärztliche Vereinigung die Koordination übernehmen. Bei Impfungen außerhalb der Praxisräume verweist der Bezirk Wetterau auf fehlende EDV-Strukturen in Gemeindezentren oder Turnhallen. Nicht alle Impfungen könnten in den Praxen durchgeführt werden, da einerseits eine höhere Belastung durch eine dritte Welle erwartet würde und andererseits Hygienevorschriften und Distanzregeln eingehalten werden müssten. Kompliziert werde dies dadurch, dass alle Geimpfte für mindestens 15 Minuten zur Observation in den Praxen verweilen müssten.
„Weder in meiner politischen Funktion noch als Bürger verstehe ich, warum den niedergelassenen Ärzten nicht ein höherer Stellenwert in der Corona-Impfstrategie des Landes eingeräumt wird. Noch immer werden bereitwillige Haus- und Facharztpraxen mit ihrer hohen Expertise nicht ausreichend in den Impfprozess einbezogen“, kritisiert Hahn. Er erwarte sich eine klare Stellungnahme der schwarz-grünen Landesregierung auf sein Schreiben. „Pilotprojekte in der jetzigen Situation sind ein unnötiger Zwischenschritt, der zu überflüssiger Bürokratie führt. Die Landesregierung wäre gut beraten, den Hausärzten Vertrauen zu schenken. In deren Praxen werden täglich Menschen geimpft. Sie wissen sehr gut, wie sie mit Impfstoff umzugehen und Impfungen zu verabreichen haben. Jede vorgenommene Impfung bedeutet ein kleiner Schritt auf dem Weg zur Normalität, mit der schnellen Einbindung aller Hausärzte in Kombination mit einem ausreichenden Vorrat an Vakzinen wird das Impftempo endlich Fahrt aufnehmen“, so der FDP Politiker abschließend.