„FDP-vor-Ort“: Wie ist der aktuelle Stand bei den Erneuerbare Energien?

Im Rahmen der traditionellen Veranstaltung „FDP vor Ort“ haben die heimischen Liberalen gemeinsam mit zahlrechen interessierten Bürgerinnen und Bürgern unter Führung des FDP-Ortsvorsitzenden Dr. h.c. Jörg-Uwe Hahn, Dr. Michael Rudolphi von der FDP Bad-Vilbel und Joachim Pfeil aus dem Kreisvorstand der Wetterauer FDP mit Dr. Ralph Franke, Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Vilbel und Hans-Jürgen Stadler, Geschäftsführer der Karben-Energie GmbH diskutiert.
 Dr. Franke gab zunächst einen allgemeinen Überblick zur Thematik. Bad Vilbel hat gegenwärtig einen Stromverbrauch über das öffentliche Netz von ca. 111 GW/h jährlich.  Davon werden 106 GW/h nach Bad Vilbel importiert.  Hinsichtlich der Windkraft sind Bad Vilbel 82,6 GW/h zuzuordnen. Bei der Photovoltaik sind es in der Summe 42,5 GW/h. Unterm Strich werden so 125 GW/h erzeugt.

Er bestätigte die allgegenwärtige lange Wartezeit für einen Termin bei einem Handwerker. Diese resultiert aus dem vorhandenen Fachkräftemangel als auch aus der Unsicherheit der Bürger hinsichtlich gesetzlicher Änderungen auf diesem Gebiet.

Stadler referierte, dass die Karben-Energie GmbH 2011 gegründet wurde und eine 100%-ige Tochter der Stadt Karben ist. Die GmbH soll sich an Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien in Karben finanziell beteiligen und den Bürgern und Bürgerinnen der Stadt die Möglichkeit eröffnen, selbst finanziell an diesen Anlagen zu partizipieren. Auch der Bau, die Verwaltung und der Betrieb all dieser Anlagen soll zentral, also aus einer Hand vorgenommen werden. Dies wird seit 2013 über Bürgerdarlehen mit einem fest definierten Zinssatz (2,5-3, %) auf zehn Jahre realisiert. Momentan haben 80 Bürger Interesse an einem solchen Bürgerdarlehen

Die Karben Energie besitzt zurzeit 10 PV-Anlagen mit einer Leistung von 490 kWp, und einer Jahresleistung von 140, MWh. Diese Anlagen befinden sich auf Kommunalen Gebäuden aber auch auf Gebäuden von gemeinnützigen Vereinen.

Die Biogasanlage produziert pro Jahr .6.600  MWh Strom, und 3 Mio Nm³ Biomethan. Für die Zukunft ist auch eine Beteiligung an Windkraftanlagen, z.B. in Petterweil angedacht. Auch hier ist eine Bürgerbeteiligung geplant.

Die Auflage von neuen Beteiligungsmodellen gestaltet sich als schwierig, da je nach Investitionssumme unterschiedlich aufwendige Auflagen zur Prospektgestaltung ( drei bis 60 Seiten), der Genehmigung durch die Bafin, die eventuelle Notwendigkeit einer verpflichtenden Bereitstellung einer Online-Plattform zur Zeichnung der Anteile, und/oder auch die Bestellung eins externen Steuerberaters-/Wirtschaftprüfers (Mittelverwendungskontrolleurs) zur Abwicklung der Darlehen bis zum Laufzeitende notwendig sind. Für all diese Vor- und Betreuungsarbeiten können je nach Investitionssumme 17.000 bis 60.000 € einmalig, zuzüglich der jährlichen Kosten von 3.000 € entstehen.

Durch all diesen finanziellen (auch Dachmiete)und verwaltungstechnischen Aufwand ist der Betrieb von PV-Anlagen(Anlagen bis 30 kWp) mit Volleinspeisung ins Stromnetzt kaufmännisch nicht mehr sinnvoll. (Stromertrag bis 40kWp = 10,9 Cent/kWh). Lediglich die Variante der Teileinspeisung mit Selbstverbrauch bietet hier noch Möglichkeiten (Stromertrag OVAG 7,1 Cent/kWh + ca. 26 Cent/kWh für den Selbstverbrauch). Seit ca. 2 Monaten ist in Karben eine Kita PV-Anlage(30 kWp) mit Stromspeicher (9,6 KWh) und Wärmepumpe im Pilotversuch. Hier soll geprüft werden, ob diese Version eine kaufmännische Variante darstellt.

Anschließend erhielten die Zuhörer Gelegenheit um ihre Fragen zu stellen.

Dr. Hahn erinnerte an die Idee von Bürgerstrom. Hierbei handelt es sich um einen Verbund der Bürger zur gemeinsamen Nutzung alternativer Anlagen. Die Referenten sehen dieses Modell unisono als nicht praktikabel. Für solche eine Energiegenossenschaft muss eine Anlage mindestens 20 Jahre betrieben werden. Ihrer Erfahrung nach muss zudem bei den Interessenten eine ausreichende Vermögenssituation für eine derartige Investition vorhanden sein.

Den momentanen Trend hin zu so genannten „Balkonkraftwerke“ sehen beide durchaus auch mit Nachteilen verbunden. Die scheinbar günstigere Anschaffung bezieht sich nur auf den ersten Blick. Zudem ist zurzeit die Komplexität hinsichtlich der Kompatibilität der Steckdosen vorhanden.

Auf die Frage eines Bürgers ob Fernwärme in Bad Vilbel eine Alternative ist wurde ausgeführt, dass allein eine Probebohrung mit einem extrem hohen finanziellen Risiko verbunden wäre.

Die Netzstabilität sehen beide gegenwärtig als relativ gesichert an.

Die Liberalen waren sich nach dem Austausch einig, dass es in naher Zukunft eine neue Veranstaltung in diesem Format geben wird.

Bild: v.l.n.r: Dr. Ralph Franke, Hans-Jürgen Stadler, Dr. h.c. Jörg-Uwe Hahn, Dr. Michael Rudolphi