FDP-Fraktion besucht die Kläranlage Friedberg
Wertschätzung für eine schwierige Arbeit – FDP-Fraktion besucht die Kläranlage Friedberg
„Die städtische Kläranlage ist eine hochwichtige Einrichtung. Das Geld, das dort investiert wird, ist sehr gut investiertes Geld“, ist das Fazit der eines Besuchs der FDP-Fraktion in der Friedberger Stadtverordnetenversammlung. Die Kläranlage mit ihren sechs Mitarbeitern und einem Auszubildenden gehört zu den Entsorgungsbetrieben. Sie steht selten im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und gelegentlich wird über die Arbeit, die dort geleistet wird, gar gelächelt. „Wer meint, dass hier eine Hilfstätigkeit am Rande ausgeübt wird, der wird der Leistung, die hier erbracht wird, nicht gerecht. Zudem wird das Schmutzwasser, das hier geklärt wird, von allen Menschen in der Stadt erzeugt“, so die Stadtverordnete Dr. Regina Bechstein-Walther, die auch Mitglied der Betriebskommission der Entsorgungsbetriebe ist.
Volker Stumpf, der den Betrieb der Kläranlage seit 2004 leitet, führte die Besucher der FDP durch die Anlage. Er hob hervor, dass die Anlage zu den saubersten in Hessen gehöre. „Natürlich sind Verbesserungen immer möglich. Aber das ist Sache des Gesetzgebers und der Aufsichtsbehörden“, so Stumpf. Er führte die Besucher über die weitläufige Anlage, vom Einlauf, in dem das Schmutzwasser aus den Haushalten und den Gewerbe- und Industriebetrieben ankommt, über das Rechenhaus, in dem mit großen Rechen feste Stoffe herausgeholt und in Containern gesammelt werden zum Sandfang. Dort beginnt die erste Stufe der mechanischen Reinigung, Sand und weitere grobkörnige Stoffe werden dort aus dem Schmutzwasser gefiltert. Ein Zwischenhebewerk bringt das Wasser in ein höher gelegenes Vorklärbecken. In einem sogenannten Belebungsbecken beginnt dann die bakterielle Säuberung des in diesem Stadium bereits klareren Abwassers. In einem Nachklärungsbecken wird das Wasser erneut behandelt und dann in die Usa geleitet.
Ein Teil des entstehenden Klärschlamms wird nach wie vor von der Landwirtschaft verwertet, das ist nicht unproblematisch, da man verhindern muss, dass Schadstoffe doch in die Nahrungsmittelkette gelangen könnten, der Rest wird verbrannt, wobei häufig lange Wege zurückzulegen sind. „Das ist eindeutig auch ein Problem fehlender Müllverbrennungsanlagen, die niemand in seiner Nähe haben will, obgleich diese technisch sehr ausgefeilt sind und sogar in Energiekreisläufe eingebunden werden können. Hier ist die überregionale Politik gefragt und muss entsprechend planen“, so Achim Güssgen-Ackva.
Die FDP-Stadtverordneten interessierten sich auch für die Erweiterungsmöglichkeiten der Kläranlage, die nach Auskunft von Volker Stumpf auf mittlere Sicht unproblematisch ist. Er wies jedoch darauf hin, dass man mit Blick auf die Einwohnerzahl einer Stadt immer auch bedarfsgerecht erweitern müsse. Eine gute Kläranlage müsse immer ausgelastet sein. Eine große Anlage, die nicht ausgelastet sei, könne nicht wirkungsvoll arbeiten.
Übrigens hängen alle Friedberger Stadtteile bis auf Bruchenbrücken mit der Kernstadt an der Kläranlage in Fauerbach. Pumpstationen leiten die Abwässer nach Fauerbach. Die Abwässer aus Bruchenbrücken werden in Niddatal geklärt, was geographische Gründe hat. Hierfür zahlt die Stadt Friedberg einen Ausgleich.
Von hohem Interesse ist die für FDP das Thema weiterer Klärungsstufen. Dabei geht es vor allem um die Aussonderung von Spurenstoffen aus Medikamenten. Es gibt bereits Anlagen in Deutschland, die eine solche vierte Stufe leisten. Die gesetzlichen Vorgaben sind in Hessen aber noch nicht auf dem Weg. „Die Erweiterung der Klärungsstufen ist wichtig und höchst sinnvoll. Der Medikamentenrückstand allein des Schmerzmittels Diclofenac, der ohne diese Klärung weiterhin in die Gewässer, auch in die Usa, eingelassen wird, führt bei Fischen und Vögeln zu schweren Krankheiten, etwa zu Nierenversagen. Hinzu kommen Rückstände von anderen Schmerzmitteln und weiterer Medikamente“, so Dr. Regina Bechstein-Walther.
„Wenn die Nachrüstung der Kläranlage ansteht, dann wird das nicht billig und hat unbedingten Vorrang vor anderen Dingen, die gerne im ‚Wunschkonzert‘ der Fraktionen gespielt werden“, so Achim Güssgen-Ackva. Er verband diese Aussage mit einem Appell an die Bevölkerung, die ja auch Nutzer der Kläranlage sind, zu verantwortlichem Umgang bei der Entsorgung benutzter Dinge. „Es gibt da eine sehr lange Liste der Dinge, die nicht über die Toilette entsorgt werden dürfen. Man kann gar nicht oft genug darauf hinweisen. Das sind z. B. Feucht- und Hygienetücher, Wegwerfwindeln, Wattestäbchen, Heftpflaster, Rasierklingen, Essensreste, Putzlappen, Katzenstreu, Vogelsand, jede Form von Ölen, Tapetenkleister und Medikamente sind nur eine Auswahl dieser Stoffe. Die Liste ließe sich fortsetzen.“ Es müsse darum gehen, eine sehr gut laufende und 365 Tage im Jahr rund um die Uhr betriebene Anlage pfleglich zu behandeln, so Dr. Regina Bechstein-Walther abschließend. „Es geht auch darum, den Mitarbeitern der Stadt für die nicht leichte Tätigkeit die entsprechende Wertschätzung entgegenzubringen.“
Das Bild zeigt von rechts nach links: Achim Güssgen-Ackva, Siegfried Köppl, Dr. Reinhold Merbs, Helge Müller, Betriebsleiter Volker Stumpf, Dr. Regina Bechstein-Walther, Mircea Ploscaru.