FDP-Delegation besucht Party Rent in Ober-Mörlen
Lob für die Vilco in Bad Vilbel, Anregungen für Bad Nauheim
Eine FDP-Delegation um den hessischen Landtagsvizepräsident Dr. h.c. Jörg-Uwe Hahn, dem heimischen Landtagsspitzenkandidaten Jochen Ruths und den beiden Kreisvorstandsmitgliedern Dr. Lothar Weniger und Christopher Hachenberg besuchten Party Rent in Ober-Mörlen, einen europaweit tätigen Vermieter von Veranstaltungsequipment.
Geschäftsführer Christian Eichenberger beschrieb den Liberalen, dass der Umsatz in der Corona-Zeit um 95% eingebrochen sei. Die Branche war von den Lockdown-Maßnahmen direkt betroffen. Eichenberger konnte aus eigenen Rücklagen die finanzielle Misere entschärfen. Jedoch gewann er den Eindruck, dass die Bundespolitik die mittelständischen Betriebe zu der damaligen Zeit als nicht „systemrelevant“ für den Wirtschaftsstandort Deutschland erachtete. Drei von fünf Mitbewerbern seien demnach durch Corona vom Markt verschwunden. Zudem berichtete Eichenberger davon, dass die Corona-Hilfsprogramme unter anderem der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) und der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank) sehr unflexibel und überreglementiert waren. Insgesamt sei das politische Berlin seiner Ansicht nach weit weg von den aktuellen Problemen und Nöten der Betriebe entfernt gewesen.
Party Rent meldete schon am 03.03.2020 Kurzarbeit für seine Beschäftigten an. Zudem wurde bereits vor dem ersten Lockdown eine Verlängerung der Kreditzahlungen vereinbart. Bis zum 10.03.2020 seien alle wesentlichen wirtschaftlichen Vorkehrungen getroffen gewesen, so Eichenberger gegenüber den Liberalen.
Für den Lebensmitteleinzelhändler REWE übernahm man vorübergehend Transporte von Lebensmitteln oder Hygieneprodukten mit 10 LKW. In Kooperation mit der IHK, deren Vizepräsident der FDP-Spitzenkandidat Jochen Ruths ist, wurde der Lehrgang IHK-Fachbeauftragter für Hygiene eingerichtet und vielfach durchgeführt – zur Reduzierung des Infektionsrisikos bei Veranstaltungen. Schutzmasken für Gäste und Mitarbeiter wurden anfangs durch eigene Näher im Unternehmen produziert.
Am Standort Ober-Mörlen sind zurzeit ca. 200 Mitarbeiter beschäftigt. Europaweit beträgt die Zahl ca. 1.000. Party Rent hat 24 Standorte in Europa.
Das Unternehmen ist der größte Möbelvermieter in Europa, insbesondere für Veranstaltungen und Events. In diesem Zusammenhang wies Eichenberger darauf hin, dass 88% aller Veranstaltungen in Deutschland wirtschaftsbezogen seien. „Live-Events, Vereinsveranstaltungen und Großsportveranstaltungen machen branchenweit dagegen nur einen kleinen Anteil aus,“ so der Unternehmer, der auch Fachvorstand der fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft ist.
Auf die Frage des Bad Vilbeler FDP-Parteivorsitzenden Hahn, wie er den Neubau der Stadthalle in Bad Vilbel (VILCO) fachlich bewertet, führte Eichenberger aus, dass die Planung und die Ausstattung des Baus zukunftsgewandt seien. Die VILCO ist in der richtigen Größe konzipiert für ein Mittelzentrum. Hierfür gebe es eine große Lücke im Markt. Sie werde für die Stadt ein weiterer wirtschaftlicher Anziehungspunkt. Profitieren davon würden nicht nur die Gastronomie und das Beherbergungsgewerbe. Denn durchschnittlich bringt ein Eventbesucher 350 Euro in einer Veranstaltungsstadt. Ähnliches vermisse er seit langem in seiner Heimatstadt Bad Nauheim mit dem Sprudelhof, der Trinkkuranlage bis hin zu anderen Bauten aus dem Jugendstil.
Die Veranstaltungswirtschaft ist in seinen Augen weiterhin geschwächt. Daher wünscht er sich eine erfolgreiche Transformation für die Zukunft der sechstgrößten deutschen Branche, längere Kreditlinien und das aktuelle Zinsniveau beginnt die gesamte mittelständische Wirtschaft zur Schwäche. Es gibt keine ausreichenden zinsgünstigen Förderkredite für die Transformations- oder Nachfolgefinanzierung, wie es das zum Beispiel in anderen Ländern gibt. Eine Anhebung des Steuerfreibetrages für Betriebsveranstaltungen, welcher seit 2001 nicht angehoben wurde wäre ebenfalls dringend notwendige Anpassungen.
In puncto Kreislaufwirtschaft betrachtet er Deutschland noch als graues Land. Party Rent selbst bringt die genutzten Möbel durch einen umfassenden Wartungsprozess langfristig wieder in den Umlauf: mit Pflege, Instandhaltung, Wiederaufbereitung. Ein weiteres wichtiges politisches Thema ist das Zuwanderungsgesetz. Die deutsche Sprache erachtet er als mit das Wichtigste für eine gelungene Integrierung. In diesem Zusammenhang wies er darauf hin, dass bei Party Rent wöchentlich Sprachkurse für Mitarbeiter in der Nebensaison stattfänden und man landsmannschaftlich organisierte Arbeitsgruppen eingerichtet habe. Dieses finde guten Anklang bei den Beschäftigten. Man beobachtet aber einen wachsenden Mangel an LKW-Fahrern, dadurch sei eine Gefährdung des Wohlstands möglich.
Dr. Hahn und Jochen Ruths wiesen darauf hin, dass die Bundesregierung mit FDP-Beteiligung vor kurzem ein neues Fachkräfteeinwanderungsgesetz auf den Weg gebracht hat. Dies schaffe neue Möglichkeiten, nach Deutschland einzureisen, um hier erwerbstätig zu sein oder eine Ausbildung zu absolvieren.
Bild v. l .n. r: Jochen Ruths, Christian Eichenberger, Dr. h.c. Jörg-Uwe Hahn