FDP besucht ABT GmbH in Ober-Mörlen
Digitalisierung, Gleichstellung, Nachhaltigkeit – das waren die Themen eines Unternehmensbesuchs der FDP Wetterau bei der Schreinerei ABT in Ober-Mörlen. In seinem Betrieb empfing der geschäftsführende Meister Ralf Jöckel den freidemokratischen Landtagsabgeordneten Dr. h. c. Jörg-Uwe Hahn begleitet vom ehrenamtlichen Kreisbeigeordneten Wolfgang Patzak, dem Wetterauer FDP-Kreisvorsitzenden Jens Jacobi und der freidemokratischen Friedberger Stadtverordneten Silvia Elm-Gelsebach. Bei einer Rundführung durch seinen hochmodernen Maschinenpark berichtete Jöckel von der Geschichte der Schreinerei und von den Erwartungen des Handwerks an die Politik.
„Die Digitalisierung hält überall Einzug, auch in einem Kleinstbetrieb wie unserem“, stellte Jöckel gleich zu Beginn klar. Sieben Mitarbeiter entwerfen, fertigen und verkaufen bei ABT – kurz für „Anbau, Bau- & Möbelschreinerei, Trocken- & Innenausbau“ – unter anderem Türen und Fenster, aber auch Möbel und Einzelstücke nach Kundenwunsch. „Die Einrichtungsgegenstände werden am Computer gezeichnet, deshalb benötigen unsere Lehrlinge heute auch Programmierungskenntnisse. Die Schulbildung hinkt diesen realen Anforderungen leider hinterher. Als traditionelle Arbeitsschritte lernen Berufsschüler noch das Zinken und Graten, dabei sind diese Techniken mittlerweile überflüssig. Viel wichtiger wäre endlich eine verstärkte digitale Ausbildung“, so Jöckel weiter.
Hahn pflichtete dem Schreinermeister bei und erklärte, dass es nicht die Aufgabe der handwerklichen Unternehmen sei, die Bildungsdefizite in Schulen und Familien auszubessern: „Das Handwerk darf nicht zum Reparaturbetrieb politischer Versäumnisse werden. Stattdessen muss die Vermittlung digitaler Fertigkeiten endlich Einzug in die Lehrpläne finden. Und auch bei der Infrastruktur muss die Politik dem neuen Zeitalter Rechnung tragen. Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass es im Wetteraukreis noch immer weiße Flecken der leistungsfähigen digitalen Erreichbarkeit gibt, beispielsweise hier in Ober-Mörlen.“ Die Wachstumschancen der Region hingen in erheblichem Maße vom flächendeckenden Breitbandausbau ab. Betriebe ohne eine entsprechende Daseinsvorsorge würden spürbare Wettbewerbsnachteile erleiden.
Vor 15 Jahren hat Jöckel die Schreinerei ABT übernommen, deren ursprüngliche Gründung bis auf das Jahr 1920 zurückgeht. Nach der Übernahme habe man den Maschinenpark im Wert von mehreren hunderttausend Euro erneuert. Damit produziert ABT nicht nur für den Privatgebrauch, sondern beispielsweise auch für Flughafenlounges und vereinzelt auch im Rahmen öffentlicher Aufträge. Die Beteiligung an solchen Ausschreibungen habe man jedoch aufgrund von schlechten Erfahrungen mit der Verwaltung stark reduziert. Jöckel zufolge gingen große Geldsummen in die Planung, um einzelne Vorschriften zu erfüllen, während für die Baumaßnahmen selbst nur ein geringes Budget übrigbliebe. Hahn und Jöckel waren sich einig, dass billig nicht immer preiswert bedeute.
Ein weiteres Thema des Besuchs war die Gleichstellung der akademischen und beruflichen Bildung. Ausbildungsbetriebe wie der von Ralf Jöckel übernähmen eine gesellschaftliche Verantwortung, argumentierte Jacobi. Junge Menschen erlernten hier fachliche und allgemeine Fertigkeiten, von denen nicht nur sie selbst profitierten: „Als holzbearbeitende Schreinerei wird Nachhaltigkeit hier nicht nur gegenüber dem Material, sondern auch gegenüber der Auszubildenden vermittelt. Der Meisterberuf ist schon heute sehr attraktiv und wird in Zukunft noch gefragter sein. Wir Freien Demokraten sind der Meinung, dass ein Meister so viel wert sein muss wie ein Master. Das muss sich auch in der materiellen und personellen Ausstattung der Schulen niederschlagen.“ Wer die Gleichstellung in Sonntagsreden fordere, müsse sie werktags umsetzen, forderte Hahn.