Das individuelle Potential voll ausschöpfen
Anlässlich des zehnjährigen Bestehens von ArbeiterKind.de hat sich der freidemokratische Landtagsabgeordnete Dr. h. c. Jörg-Uwe Hahn in der Justus-Liebig-Universität Gießen mit Verantwortlichen der gemeinnützigen Organisation getroffen. Begleitet von Dominik Erb und Manuela Giorgis, beide stellvertretende Vorsitzende des Gießener FDP-Ortsverbands, informierte sich der Ex-Justizminister über den Auftrag von ArbeiterKind.de. Neben Gründerin und Geschäftsführerin Katja Urbatsch nahmen seitens ArbeiterKind.de die hessische Regionalkoordinatorin Ellen Herzog und Projektleiterin Yvonne Gajer am Gespräch teil.
„Vor zehn Jahren habe ich nicht erwartet, dass das Projekt so groß wird“, berichtete Urbatsch. Laut der Geschäftsführerin seien mittlerweile 6000 Menschen bundesweit in die Strukturen von ArbeiterKind.de eingebunden, darunter 18 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihre gemeinsame Mission sei es, sogenannten „Studierenden erster Generation“ in Deutschland als Informationsplattform und Unterstützernetzwerk zu dienen. Während des eigenen Studiums habe Urbatsch als erste Akademikerin ihrer Familie selbst die Herausforderungen erlebt, vor denen Arbeiterkinder an der Hochschule stünden: „Viele Jugendliche, deren Eltern nicht studiert haben, können sich schlicht mit niemandem über die beim Erwerb eines höheren Bildungsabschlusses auftretenden Probleme austauschen.“ Aus dieser Erfahrung heraus rief Urbatsch 2008 ArbeiterKind.de ins Leben.
„Auf unserer Internetseite informieren wir über Stipendien und andere Finanzierungsmöglichkeiten, geben aber auch ganz grundsätzliche organisatorische Hinweise zur Studienbewältigung für diejenigen, die sich nichts darunter vorstellen können“, so die Initiatorin weiter.
Nicht nur online, sondern auch ganz klassisch vor Ort steht ArbeiterKind.de Studierenden erster Generation zur Seite. In 75 lokalen Gruppen, sieben davon in Hessen, finden sich Mitglieder des Netzwerks regelmäßig zusammen. Das Büro an der Frankfurter Goethe-Uni leitet Herzog. „Die staatlichen Förderwerke haben festgestellt, dass sich viel zu wenig Menschen aus nicht-akademischen Haushalten für ein Studium bewerben – obwohl sie hochschulberechtigt sind“, erklärt die hessische Regionalkoordinatorin von ArbeiterKind.de. Man setze mit der Informationsarbeit daher nun bereits in der Schule an. „Unsere Ehrenamtlichen, selbst studierende Arbeiterkinder, besuchen Oberstufen und zeigen die universitären Perspektiven auf“, erläutert Herzog.
Finanzielle Unterstützung erfährt die Organisation dabei von verschiedenen Privaten sowie von Ministerien auf Landes- und Bundesebene.
„Nicht jeder muss studieren“, stellte Hahn abschließend fest. „Wer es aber kann und will, darf nicht durch seinen sozialen Hintergrund daran gehindert werden“, so der Freie Demokrat weiter. Für Liberale zählten lediglich die Talente und Interessen des Einzelnen: „Damit jeder sein Potential voll ausschöpfen kann, müssen wir mehr in unsere Kinder investieren. ArbeiterKind.de leistet dazu einen wichtigen, qualitativen Beitrag.“ Als hessische FDP-Fraktion wolle man darüber hinaus bereits im Kindergarten mit gezielter frühkindlicher Förderung beginnen.